Risiko: Datenretter und Partnerbetriebe
Vor einigen Tagen habe ich über Datenretter und die Abgabe defekter Festplatten oder SSD bei Partnerbetrieben und Abgabestellen geschrieben. Kaum war der Beitrag auf dem Datenrettungblog verfasst, prompt kam eine Pressemeldung zum gleichen Thema.

Eine bekannte Firma liefert preisgekrönte Software zur Rettung von Daten, sie betreibt ausserdem in den Niederlanden ein Labor zur Datenrettung. In Deutschland werden Festplatten über Abgabestellen und Partner eingesammelt. Die Anlaufpunkte sind ausnahmslos Mietbüros von Regus, wie in einem vorherigen Artikel beschrieben.
Ich habe da meine Vorbehalte, aber noch bedenklicher ist für mich eine andere Entwicklung, die in der Pressemeldung verarbeitet wird:
Bislang reichten die Partner ……. die defekten oder gelöschten Speichermedien ihrer Kunden immer an den Datenrettungsspezialisten weiter und erhielten dafür eine Provision von 20 Prozent. Doch man habe festgestellt, dass sich viele Händler stärker einbringen wollen….
Daher wurde das Partnerprogramm erweitert und sieht nun auch vor, dass die Händler die Datenrettung selbst übernehmen. ……. stellt ihnen dafür Toolkits bereit, die Recovery-Software und eine Dockingstation enthalten. Diese nimmt Festplatten sowie Speicherkarten auf und erlaubt den Anschluss von USB-Geräten. Derart ausgestattet sollen die Händler die Daten von den Medien ihrer Kunden auslesen und wiederherstellen können. Klappt das nicht, etwa weil die Speicher zu sehr beschädigt sind, gibt es nach wie vor die Möglichkeit, sie abholen und im Labor untersuchen zu lassen.
Das neue Modell bietet Händlern zusätzliche Geschäftsmöglichkeiten, weil sie bei Datenverlusten einen schnellen Vor-Ort-Service offerieren können, für den die Speicher nicht erst ins Labor müssen und der größere Verdienste als die Vermittlung von Aufträgen bietet. Und das ohne Risiko, weil das bisherige Modell als Absicherung weiter bereitsteht. Vor allem bei kleinen und mittelständischen IT-Dienstleistern komme das sehr gut an….
Neue Geschäftsmöglichkeiten für Händler? Genau diese Entwicklung birgt große Gefahren, oder fordert einen sehr verantwortungsvollen Partnerbetrieb. Defekte Festplatten, so raten versierte und erfahrene Datenretter, sollen nicht nochmals in Betrieb genommen werden. Festplatten, die vom Tisch oder Stuhl gefallen sind, könnten schon durch ein einmaliges Einschalten für alle Zeit zerstört werden!
Als Hersteller von Software warnt das Unternehmen, sehr vernünftig, beim Gebrauch der Software, diese auf defekten Festplatten anzuwenden. Trotzdem liefert man Partnern Werkzeuge, um genau das zu tun. Der Satz…
Klappt das nicht, etwa weil die Speicher zu sehr beschädigt sind, gibt es nach wie vor die Möglichkeit, sie abholen und im Labor untersuchen zu lassen…
…sagt schon alles. Klappt es nicht, ist es meist zu spät. Ein kleiner IT Händler spielt Datenretter, die Daten sind zerstört, für alle Ewigkeit. Die Partner der Softwarefirma werden der Versuchung erliegen, denn es winkt Geld, und das Unternehmen liefert die Versuchung es zu tun noch dazu. Verlieren dabei können nur die Kunden.
Nach meiner Meinung als Anwender und Blogger leider keine gute Idee. Ich warte gespannt, ob man das korrigiert.