Datenrettung, die Möchtegern Datenretter.

Jeder kennt einen. Oder ein Bekannter kennt einen. Die selbsternannten Spezialisten die sich in den letzten Jahren schlagartig vermehrt haben. Eine Spezies, die völlig selbstlos ist. Die Festplatten öffnen und Daten retten.
Wohlgemerkt, wir reden von Privatleuten. Nicht von Datenrettungslabors. Wir haben mit einigen Datenrettungsfirmen über diese sich verbreitende Unsitte gesprochen. Die Antworten waren immer die gleichen. Das Phänomen der selbsternannten Spezialisten greift um sich. Haben einige Datenretter vor wenigen Jahren nur wenige geöffnete Festplatten erhalten, so sind es jetzt einige pro Woche. Erschreckend.
Was diese selbsternannten Spezialisten so treiben, wir erzählen es Ihnen.
Der Schlag auf die Festplatte…

Ein Schlag auf eine Festplatte ? Natürlich. Immer wieder erzählen uns Anwender, darunter leider auch einige IT Leute das Märchen vom Schlag auf die defekte, klackernden, Festplatte. In Fachkreisen nennt man dieses Vorgehen dann „Anschupsen“.
Kein Spass und völlig sinfrei. Aber nur ein Vorspiel zu dem was kommt.
Die Krönung: Der „Spezialist“ der die Festplatte öffnet…
Ein wirklich problematisches Thema. Denn die Zahlen steigen von Monat zu Monat. Warum öffnen Laien Festplatten ? Liegt es daran, das Festplatten mittlerweile billig sind und bei Aldi und Lidl regelrecht verramscht werden. Oder ist Computertechnik zum Alllgemeingut geworden mit dem man sorglos umgeht.
Wenn Sie jetzt meinen es bliebe beim aufschrauben einer Festplatte, also Deckel auf, Deckel zu, dann irren Sie.
Herr Müller (*), Reinraumingenieur bei einem bekannten Datenretter, hat uns Fotos eines einzigen Arbeitstages zur Verfügung gestellt mit Festplatten, die von Amateur Spezialisten geöffnet oder behandelt wurden.
Lassen wir also Herrn Müller erzählen.
Die total gestrippte Festplatte…

Wir haben eine IBM SCSI Festplatte erhalten, die vom Kunden komplett zerlegt wurde. Irgendwie ist der Kunde dann nicht mehr weiter gekommen und hat uns das Festplattengehäuse und die darin befindlichen Platten geschickt. Alles andere hat gefehlt. Es ist natürlich sehr schwierig ohne das Wissen, welche Elektronik und Firmware verbaut wurde und welcher Headstack ( Schreib/Leseköpfe ) benutzt wurde die Daten zu rekonstruieren.
Ein weiteres Problem sind die Verunreinigungen, welche in die Festplatte und auf die Datenoberfläche gelangt sind. Auf dem Foto Nr. 3 sehen Sie sehr gut die Fingerabdrücke.
Die Rettung der Daten ist schwierig, aber nicht ganz unmöglich. Eine kleine Chance besteht. Ähnliche Fälle haben wir in der Vergangheit mir Erfolg gelöst. Der Kunde verfügt ausserdem auf unserer Nachfrage über die fehlenden Komponten und wird sie uns nachliefern. Das wird unsere Arbeit erleichtern.

Der getauschte Schreib/Lesekopf….
In einem anderen Paket befand sich ein Headstack und eine Notebook Festplatte. Auf Nachfrage gab der Kunde an, dass ein Freund den defekten Headstack gegen einen identischen getauscht hatte.
Vermutlich mit viel Engagement, allerdings ohne Reinraumlabor und ohne entsprechendes Fachwissen. Für die Daten des Kunden war dieser Vorgang leider das Ende.
Soweit Herr Müller.
Hüten Sie sich vor „falschen Spezialisten“…
Die geschilderten Fälle sind, wie angedeutet, keine Einzelfälle. Sie sollten sich vor solchen Freunden hüten, welche Ihre Festplatten selbstlos behandeln wollen.
Defekte Festplatten gehören, wir müssen es leider immer wieder sagen, zum Datenretter. Nicht zum Nachbarn, nicht zum Freund und, tut mir leid EDV Händler, leider auch nicht zum Händler um die Ecke.
Die oft gutgemeinte Arbeit von Amateuren kann Ihre Daten für alle Zeit zerstören. Auf jeden Fall wird der Aufwand zur Rekonstruktion Ihrer Daten steigen. Die Rechnung zahlen Sie.
Unsere Datenretter Liste nennt Ihnen kompetente Ansprechpartner für jedes Problem. Vertrauen Sie Ihre Daten nicht irgendwem an. Gehen Sie gleich zum Spezialisten.
(*) Name von der Redaktion geändert.